Expertenwissen: Die konstruktiven Elemente

Wärmedämm-Verbundsysteme – Kostenfalle und Klimakiller?

+++ Schlimmer als Asbest? +++ WDV = Sondermüll? +++ Thermoskanneneffekt +++ Klimarettung mit Styropor? +++ keine Nachhaltigkeit +++ keine Wirtschaftlichkeit +++ miserable Ökobilanz +++ Zweifel am Nutzen +++ Folgekosten weit höher als Ersparnis +++ Einsparungen Fehlanzeige +++ Nachteile überwiegen +++ schlechte Umweltbilanz +++ Gefährlicher Irrweg? +++ Mehr Schaden als Nutzen? +++ Falsche Versprechungen +++

  • Eine Studie legt nahe: gedämmte Häuser schlechter als ungedämmte.
  • Dämmt Wärmedämmung vielleicht gar nicht?
  • Kaum jemand kennt die Folgekosten und Umweltbelastungen.
  • Ist die Öffentlichkeit falsch informiert?
  • Gute Freunde: Altkanzler Kohl und die BASF
  • Empirische Nachweise über Einsparungen fehlen.
  • Seriöse Studien sucht man vergebens.

Schlimmer als einst Asbest?

Asbest ist seit dem 3. Jahrhundert vor Christus bekannt. Die erste Studie, die nachweist, dass Asbest krebserzeugend wirkt, stammt von 1943. In den sechziger Jahren erlebten Faserzementplatten aus Asbest unter dem Markennamen Eternit einen Boom als Fassadenbau- und -dämmstoff. 1993 wurde die Herstellung und der Vertrieb von Asbest in Deutschland verboten.

Asbest ist heute als gefährlicher Sonderabfall eingestuft. Die Entsorgung von Asbest erfolgt mit chemischen, mechanischen und thermischen Verfahren. Es gibt auch das Einbindungsverfahren, bei dem Asbest komplett mit Zement oder anderen Bindemitteln in Fässer gegossen wird, die dann unter Tage deponiert werden. Die Probleme der gesundheitlichen Risiken, aber auch der Kosten der Entsorgung konnten nie befriedigend gelöst werden. Man ist mittlerweile dazu übergegangen, Asbest in Spezialsäcken verpackt, unter einer kaum meterdicken Erdschicht in gewöhnlichen Haushaltsdeponien abzulagern.

Eternit wurde in den sechziger Jahren geradezu als Wunderbaustoff gepriesen. Wer es sich leisten konnte, versah sein komplettes Haus mit einer solchen Fassade. Wenige Betuchte gönnten ihrem Eigenheim nur die Westseite.

Es gibt keine gesicherten Zahlen, welche Unsummen damals sinnlos verschwendet wurden. Wer heutzutage aber, etwa im Zuge einer Abbruchmaßnahme, eine asbesthaltige Eternit-Fassade entsorgen muss, wird feststellen, dass Abbruch und Entsorgung ein Vielfaches der damaligen Baukosten ausmachen.

Es wurden damals – ein Rücktrittsrecht bei Haustürgeschäften gab es noch nicht – ganze Straßenzüge von den Drückerkolonnen der Asbestindustrie heimgesucht. Mit welchen Argumenten wurden die armen Häuslebauer und Hausbesitzer zu Zeiten, als der Liter Heizöl noch fünf Pfennige kostete und Umweltschutz noch nicht einmal dem Begriff nach bekannt war, „über den Tisch gezogen“? Es war die Wirtschaftlichkeit.

Speziell Westfassaden waren Wind und Wetter ausgesetzt. Mit Eternit verkleidet sollten sich ein Hausleben lang Anstriche und Putzrenovierungen erübrigen. Die Verkäufer versprachen, dass sich die Kosten innerhalb weniger Jahre amortisieren würden. Pfiffige Vertreter schaffen es, auch noch die Nordfassade zu verhökern. Sie machten den Hausbesitzern klar, dass es eigentlich unverantwortlich sei, speziell späteren Generationen gegenüber, solche Investitionen nicht zu tätigen. Die ganz verantwortungsvollen Hausbesitzer verkleideten darum – mit Blick auf die Erben – ihr komplettes Haus mit Faserzementplatten aus Asbest..

Sie fragen sich, was das böse Asbest mit dem guten, Umwelt- und Klima rettenden, CO2-einsparenden, wirtschaftlichen und sogar gesetzlich vorgeschriebenen Wärmedämm-Verbundsystem zu tun haben soll. Um es vorwegzunehmen: Beide sind gleichermaßen unsinnig, ähnlich unwirtschaftlich, nur die Umweltbelastung und die Folgekosten können bei Wärmedämm-Verbundsystemen ungleich höher sein, als die von Faserzementplatten aus Asbest.

Ist das der Weg zu Energieeffizienz und CO2-Einsparung?

Jedermann weiß oder glaubt zu wissen, dass Energieeffizienz, CO2-Einsparung, ja die Rettung des Weltklimas das wichtigste beim Hausbau ist, deshalb ist Wärmedämmung angeblich so wichtig. Auf Internetforen hauen sich Gegner und Befürworter die Argumente unversöhnlich um die Ohren. Das ist einigermaßen erstaunlich. Es geht ja nicht um die Jungfrauengeburt, sondern um technisch, insbesondere empirisch nachprüfbare Fakten. Wer sich näher mit der Materie auseinandersetzt, wird auf noch viel mehr Erstaunliches stoßen. Versuchen Sie einmal für einen Augenblick alles auszublenden, was sie bisher über „Energieeffizienz“ beim Hausbau gehört haben. Versuchen wir einmal gemeinsam, die Tatsachen zu überprüfen und dann überlassen wir es Ihnen selber, sich ein Urteil zu bilden.

Energiespareffekt in 20 Jahren Wärmedämmung gleich Null?

In den letzten 20 Jahren wurden zig Milliarden in die energetische Sanierung von Gebäuden gesteckt. Diese, ebenso wie energetische Maßnahmen beim Neubau, wurden mit zig Milliarden aus Steuermitteln subventioniert. Man sollte also annehmen, dass die Menge an verbrauchter Heizenergie in diesem Zeitraum kontinuierlich und spürbar zurückgegangen ist. Unglaublich aber wahr und durch das Statistische Bundesamt belegt: Der Verbrauch ist sogar um 0,8 % gestiegen. Bereinigt man die Zahl um die gestiegene Wohnungsgröße, ergibt sich eine Reduzierung um 0,5 %., was immer noch lächerlich ist. Eigentlich spannend wird es aber, wenn man überlegt, dass der Haupteffekt von Einsparungen im Bereich der Erneuerung von Heizanlagen und Fenstern, bzw. den entsprechenden technischen Fortschritten im Neubau hätte erzielt werden müssen. Wer jemals eine Uralt-Heizung durch ein neues Gerät ersetzt hat, konnte wohl davon ausgehen, dass er anschließend nicht mehr verbrauchte als zuvor, das gilt auch für jeden, der neue Fenster einbaute, weil bei den alten schon der Wind durchpfiff.

Der Einsparungseffekt von modernen Heizzentralen und Fenstern darf als unbestritten vorausgesetzt werden. Wenn man diesen Effekt von den 0,5 % oben abzieht, wieviel entfällt dann wohl noch auf die Fassadendämmung?

Eine bekannte religiöse Institution hat in früheren Zeiten Zweifler als sogenannte Ketzer auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Die Methode hat bekanntlich sehr zuverlässig funktioniert, ist aber heute nicht mehr zeitgemäß. Die moderne Lobbyarbeit der Industrie hat bessere Methoden entwickelt. Politiker erhalten Beiratsmandate, Zweifler millionenschwere Forschungsaufträge. Nachdem wir hierüber einen Moment nachgedacht habe und zu dem Ergebnis gekommen sind, dass wir mit derartigen Folgen leben könnten, erlauben wir uns eine erste These:

Wenn in Summe der Maßnahmen keine Verbesserung erzielt werden konnte, bei einigen Maßnahmen Verbesserungen jedoch unstrittig sind, müssen die restlichen Maßnahmen zu einer Verschlechterung geführt haben. Unterstellt man der Einfachheit halber einige theoretische Annahmen der Energieeinsparverordnung, ergibt sich rein rechnerisch ein Wert von 10 % bis 20 % Verschlechterung durch die Fassadendämmung.

Verschlechtern WDV-Systemen sogar den Energiestandard?

So unwahrscheinlich es auf den ersten Blick klingt, es deckt sich zum Beispiel mit den Theorien des Schweizer Bauphysikers Paul Bossert, die dieser bereits über 15 Jahren aufgestellt hat: Beispiel: „Wir versuchen mit 5 m² Kollektorfläche die Sonnenenergie für die Brauchwassererwärmung einzufangen und sperren mit der Fassadendämmung 200 m² möglichen Sonneneintrags aus. Dieser Thermoskanneneffekt kann dazu führen, dass die Dämmung nicht nur nichts einspart, sondern den Gesamtverbrauch eines Gebäudes erhöht.“

Es kommt noch besser. Dazu kurz folgende Überlegungen: Vom Energiebedarf eines Gebäudes für Heizung und Warmwasser entfallen ca. 40 % auf die Energieverluste durch Bauteile (Transmissionswärmeverluste). Der Rest entfällt auf die Warmwasserbereitung und den Lüftungswärmebedarf, und dieser Rest ist in keiner Weise durch Dämm-Maßnahmen beeinflussbar.

Von den 40 % Transmissionswärmeverlusten entfallen weniger als 40 % auf die Außenwände, also rund 15 % des Gesamtenergiebedarfs.

Eines der Märchen der Anfangszeit der Fassadendämmung war: 1 m² Dämmung in 12 cm Stärke, spart 12 l Heizöl pro Quadratmeter im Jahr. Aussagen dieser Art finden sich heute noch in amtlichen Broschüren. Es gibt auch die Hochrechnung dieses Aberwitzes: 16 cm sparen 16 l Heizöl, und die nicht ganz fehlerfreie Umrechnung 1,6 m³ Gas.

Wer sein Haus mit einer Gasbrennwertheizung ganz normal nach EnEV baut, muss bei einer Wohnfläche von rund 140 m² mit Brennstoffkosten von maximal 1.000 € im Jahr rechnen (Stand Mai 2015).

Der Wärmeverlust der Fassade wird sich demgemäß auf ca. 150 € pro Jahr belaufen.

Um diese lächerlichen 150 € drehen sich die meisten Grundsatzdiskussionen. Darauf konzentriert sich das Marketing vieler Anbieter. Die Qualität der Außenwandkonstruktion, ja des ganzen Gebäudes, wird auf den vergleichsweise unbedeutenden U-Wert der Außenwand reduziert.

Behalten Sie diese 150 € gut im Auge! Selbst wenn Sie eine Riesenvilla bauen, wird es um kaum um mehr als 250 € gehen. Die vermeintlichen Verbesserungenen der Außenwandkonstruktion können nur an dieser Zahl gemessen werden.

Selbst wenn Sie Ihre Wärmeverluste über die Außenwand um 10 % verringern könnten, reden wir von

15 € pro Jahr (um Missverständnisse zu vermeiden für das ganze Haus nicht auf irgendwelche Quadratmeter bezogen).

Ob sich aus Gründen der Energieeinsparung zum Beispiel eine Verstärkung der Wandkonstruktion von 36,5 cm auf 49 cm (Mehrpreis 6.000 € bis 8.000 €) rechnet, können Sie leicht selber ermitteln.

Sie werden allerorten, speziell im Internet natürlich anderes lesen. Ein geradezu typisches Beispiel stammt von der Seite www.energieverbraucher.de  „Wärmeschutz spart am meisten“

„Wer die Heizungsanlage erneuert, sollte auch über eine Verbesserung der Wärmedämmung nachdenken. Dadurch lassen sich rund 40 Prozent der Heizkosten einsparen, so die Stiftung Warentest. Statt 32 Euro je Quadratmeter und Jahr braucht man nur noch rund 20 Euro zu zahlen. Je nach Hausgröße spart man 100 bis 200 Euro jährlich. Allerdings schlägt die Wärmedämmung mit rund 100 Euro netto je Quadratmeter Wandfläche zu Buche. Doch selbst Investitionen in der Größenordnung von mehreren Zehntausend Euro rentieren sich bei weiter steigenden Energiepreisen. Eine gute Wärmedämmung minimiert Wärmeverluste und ermöglicht es, die Vor- und Rücklauftemperaturen der Heizung zu reduzieren. Dadurch steigt der Wirkungsgrad der Heizung. Auch der Wohnkomfort steigt durch wärmere Wände, Schimmel hat keine Chance mehr.“

Dass die o.g. Zahlen unlogisch und falsch sind fällt erst auf, wenn man sich mit dem Inhalt näher beschäftigt.. Die Seite ist ein gutes Beispiel für das, was im Internet kursiert.

Die Erhebung der GEWOS[1] aus 1995 wurde in der im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft Mauerziegel im Bundesverband der Deutschen Ziegelindustrie erarbeitet. In der GEWOS-Studie wird die Frage aufgeworfen, „ob mit einer weiteren k-Wert- Reduzierung tatsächlich in der Praxis eine parallele Reduzierung des Energieverbrauchs einhergeht“ und in der publizierten Zusammenfassung ausgeführt, „dass, bezogen auf den (tatsächlichen) spezifischen Jahresbrennstoffverbrauch die Gruppe der Gebäude mit monolithischem Außenwandaufbau“ (Æ k -Wert = 0,85 W/m2 K) ,,einen geringeren durchschnittlichen Verbrauchswert aufweist als die Gebäude mit zusätzlicher Dämmung der Außenwand“ (Æ k -Wert = 0,62 W/m2 K). 

Gewos-StudieBild aus der Studie: die Streuung des mittleren Heizenergieverbrauchs liegt ca. zwischen 90 und 180 kWh/m2a. Die Verbrauchswerte der meisten gedämmten Gebäude (rot gekennzeichnet) liegen mit ca. 220 bis 300 kWh/m2a deutlich über den Verbrauchswerten der meisten ungedämmten Gebäude mit ca. 120 bis 200 kWh/m2a (grün gekennzeichnet). Die Gebäude mit zusätzlicher Dämmung der Außenwand haben offensichtlich einen i.M. um ca. 27 % geringeren k-Wert, aber einen i.M. um ca. 60% höheren Heizenergiebedarf. Die Ergebnisse der Studie führen die k-Wert-Theorie ad absurdum und rütteln an den Grundfesten der normierten Regelwerke. Hierzu führt die Uni Kassel aus: „Da hiermit an den Grundlagen des energiesparenden Bauens und insbesondere an den hierfür eingesetzten Regelwerken im nationalen und internationalen Bereich, wie auch an einem Ansatz zu einer künftigen Energiesparverordnung gerüttelt wird, führte die publizierte Zusammenfassung der GEWOS-Studie zu kritischen Erwiderungen …“ Da nicht sein kann, was nicht darf, beauftragte die GRE ein Team um Hr. Prof. Gerd Hauser von der Uni Kassel mit einer „kritischen Erwiderung“. Die Gegenstudie („Analyse des Verbrauchs von Mehrfamilienhäusern auf Basis der GEWOS-Erhebung) gibt sich hochwissenschaftlich. Sie kritisiert zu Recht Rechenverfahren und Schlussfolgerungen der GEWOS die sich offensichtlich ihrem Auftraggeber (Arbeitsgemeinschaft Mauerziegel) verpflichtet fühlte. Der Versuch der „kritischen Erwiederung“ die Messdaten schön zu reden bzw. schön zu rechnen kann jedoch nicht verschleiern, was die Kernaussage der Studie ist nämlich:

Von den 47 untersuchten Mehrfamilienhäusern hatten diejenigen mit Wärmedämmung nahezu ausnahmslos einen höheren Heizkostenverbrauch als diejenigen ohne Wärmedämmung.

Studien gegenüber ist immer eine gesunde Skepsis angebracht. Studien lassen sich kaufen, zumindest innerhalb eines sehr breiten Spektrums. Falls das Ergebnis nicht den Erwartungen des Auftraggebers entspricht, kann man die Studie einfach wegsperren. Das ist oft genug passiert. Studien kann man leicht aus dem Zusammenhang gerissen oder falsch zitieren. So lassen sich diametral entgegengesetzte Auffassungen mit der gleichen Studie untermauern.

Es gibt zahlreiche Studien, die die Wirksamkeit von Wärmedämmung an Gebäuden nachweisen, die aber fast ausnahmslos auf theoretischen Grundlagen basieren. Die Industrie hat damit ihre einschlägigen Werbeaussagen untermauert. Das 12-Liter-Märchen wurde oben bereits angesprochen. Die Kernaussage der Werbung war aber und ist zum Teil noch heute:

„Mit einem Wärmedämmverbundsystem sparen Sie 60 % an Heizkosten.“

Die 60 % Propaganda scheint Methode zu haben. Auch die Hersteller von thermischen Solaranlagen werben mit 60 % Ersparnis. Wenn wir mit einem Beitrag zur Rettung des Weltklimas noch derartig viel sparen können scheint jeglicher gesunde Menschenverstand auf der Strecke zu bleiben.

Schöner Wohnen behauptet: „Die Senkung des U-Wertes allein um 0,1 (W/m2K) spart pro Quadratmeter Fensterfläche einen Liter Heizöl im Jahr – der TÜV Rheinland hat ausgerechnet, dass durch neue Wärmeschutzfenster gegenüber den üblichen Altbaufenstern 50 bis 70 Prozent weniger Wärme verloren gehen.“ Direkt bescheiden geben sich da die Hersteller von Heizanlagen. In deren Werbeprospekten ist von 30 % Einsparung bei Erneuerung der Anlage die Rede.

Die Aussage, man könne mit einem Wärmedämm-Verbundsystem 60 % Heizkosten sparen, wurde durch zahlreiche „Studien“ untermauert. Manche Studie wurde, obwohl grundsätzlich seriös, schlicht missbraucht. Eine Studie kommt zu dem Schluss, dass bei Häusern ab Baujahr 1972 bestimmte Maßnahmen der energetischen Sanierung, darunter eine Dämmung der Fassade, wirtschaftlich unrentabel sei. Bei unsanierten Häusern aus den fünfziger Jahren (Anmerkung: das sind mittlerweile weniger als 0,01 % des Bestands) sind bei einer Komplettsanierung (inklusive Heizung, Fenstern usw.) 60 % Heizkosteneinsparung möglich. Genau diese Studie nimmt dann ein Hersteller und behauptet, dass mit einer Fassadendämmung 60 % Heizkosteneinsparung zu erzielen sei. Er rechnet sogar noch vor, dass sich diese Investitionen innerhalb von fünf bis sechs Jahren amortisiert.

WDV-Systeme: Vorher-/Nachher-Vergleiche fast immer ernüchternd

Statt Studien in Auftrag zu geben, wäre es viel leichter, einen Vorher-/Nachher-Zustand zu vergleichen. Es gibt jedoch überraschend wenig solche Vergleiche, und fast immer fallen die Zahlen ernüchternd aus.

Die Kosten einer energetischen Sanierung können auf zehn Jahre verteilt auf den Mieter umgelegt werden. Anhand der Heizkostenabrechnung lässt sich einigermaßen zuverlässig feststellen, was die jeweiligen Anstrengungen tatsächlich bewirkt haben. In der Regel wird ein Bündel von Maßnahmen ergriffen, der Austausch der Heizanlage, der Fenster und eine Fassadendämmung.

Es spricht sich immer mehr herum, dass in vielen Fällen, trotz aufwändigster Sanierung, nicht die geringste Einsparung erzielt wurde. Propagierte Fälle von Einsparungen gehen nicht selten auf einen milden Winter zurück. Dokumentierte und nachvollziehbare Einsparungen über einen größeren Zeitraum bleiben ausnahmslos weit hinter den Erwartungen (= Berechnungen) zurück.

Der Schweizer Architekt und Bauphysiker Paul Bossert kann den Verantwortlichen daher unwidersprochen vorhalten, dass es bis zum heutigen Tag kein einziges Haus in Deutschland gibt, bei dem sich die Theorien der EnEV empirisch bestätigen ließen.

Wir zitieren aus einem Kurzvortrag von Paul Bossert vom 24. Mai 2008 in Heiligenroth:

„Die genannten Institutionen weigern sich seit über 30 Jahren zu akzeptieren, dass ihre Theorie falsch und in der Realität nicht überprüfbar ist. Der von der Wissenschaft vorgegebene Pfad von Theorie und Experiment wurde/wird vorsätzlich negiert. Die in Deutschland und der Schweiz initiierten CO2-Gebäude-sanierungsprogramme können deshalb nur als „Rosstäuschung“ bezeichnet werden, die das Volk mit Unsummen belastet.

Früher wurde die „Pullover-Theorie“ nur zur Bestimmung der Heizleistung eines Gebäudes verwendet. Ausgehend davon, dass es ausserhalb eines Gebäudes kalt und dunkel sei und deshalb nur der Wärmewiderstand der Gebäudehülle zu beachten wäre, liefert diese Berechnung zur Dimensionierung der Heizungsanlage gute Resultate, die für den Bauherrn auf der sicheren Seite sind.

Für die Berechnung des Energieverbrauchs eignet sich die U-Wert-Theorie hingegen nicht, weil sie den Einfluss der Sonnenstrahlung (ausser bei den Fenstern) nicht beachtet. In der Pullover-Theorie werden deshalb sieben (7!) wichtige, energierelevante Faktoren wie: Wandstärke, Wärmespeicherung, Farbe, Oberflächenstruktur, Feuchtigkeit, positive Wärmebrücken-Effekte und Wärme-Eindringgeschwindigkeit nicht beachtet.“

Besondere Nachteile bei polystyrol-basierten Wärmedämm-Verbundsystemen

Die billigsten Wärmedämm-Verbundsysteme, und daher die mit Abstand meisten, basieren auf Polystyrol, besser bekannt unter dem Markennamen Styropor. Seinen Siegeszug startete das Material in der Verpackungsindustrie. Hier sind seine Vorteile unbestritten.

Wir haben oben gesehen, dass sich ein positiver Effekt eines Wärmedämm-Verbundsystems auf ihre Heizkostenrechnung in der Praxis nicht nachweisen lässt. Für einen Neubau gelten jedoch andere Voraussetzungen als für eine Sanierung oder Renovierung. Die Kosten für Außenputz und Gerüst fallen ohnehin an und was an Styropor aufgeklebt wird, wird an Mauerwerk eingespart. Die klassische Bauträgerbauweise kombiniert einen billigen Mauerstein mit gerade so viel Dämmung, wie nach EnEV-Berechnung erforderlich ist. Um zum Beispiel KfW 70 Standard zu erreichen kommt ein WärmedämmVrbundsystem billiger, als die Verwendung eines hochwertigen monolithischen Mauerwerks, auch wenn der Verdacht nahe liegt, dass bei gleichem u-Wert die Wand mit dem Wärmedämm-Verbundsystem schlechter abschneiden wird. Das ist allerdings völlig unerheblich.

Wie oben bereits gezeigt, wirkt sich eine Verbesserung oder Verschlechterung der Außenwand um 10 % oder 20 % mit gerade einmal 15 € bzw. 30 € auf Ihre Jahresheizkostenrechnung aus. Das wird Sie weder arm noch reich machen und ist messtechnisch auch gar nicht erfassbar.

Gäbe es keine weiteren Argumente, wäre es bis hierher gesehen völlig egal, ob Sie ein Haus mit oder ohne Wärmedämmung bauen. Wir sind uns darüber im klaren, dass so mancher unseren bisherigen Ausführungen in Zweifel ziehen wird. Vor allem, weil es so gar nicht dem entspricht, was man zu wissen glaubt, bzw. was man überall hört. Bevor Sie sich ein vorschnelles Urteil bilden, sollten Sie sich mit den noch gar nicht angesprochenen Hauptargumenten befassen, die gegen den Einsatz eines Wärmedämm-Verbundsystems, speziell beim Neubau sprechen. Es gibt gesundheitliche Argumente, wobei es Ihnen überlassen bleibt, sie für sich selbst zu bewerten. Es gibt aber auch ökologische und wirtschaftliche Argumente, die nur einen Schluss zulassen: Wärmedämm-Verbundsysteme bei Neubauten müssten schnellstmöglich verboten werden.

Die hohen Temperaturunterschiede an der Außenfassade führen bei Wärmedämm-Verbundsystemen zu Tauwasserbildung. Die unvermeidliche Folge ist Algen- und Schimmelbefall. Probleme die bekannt sind, seit Wärmedämmverbundsysteme eingesetzt werden.

Zur Lösung greift die Industrie auf altbewährte Mittel zurück: Laut Herstellervorschrift müssen die Fassaden mit einem biozidhaltigen Anstrich versehen werden. Der hochgiftige Anstrich ist bei Booten als Antifouling bekannt.

Die gleichen Biozide, die für Fassadenanstriche verwendet werden, sind in der Landwirtschaft seit Jahrzehnten verboten. Mittlerweile kehren die verbotenen Gifte zurück und sind in unseren Gewässern immer mehr nachweisbar. wie etwa das Nervengift Terbutryn. Als Schutzmittel für Fassaden kommt es häufig zum Einsatz. Die Folge: Auch an deutschen Kläranlagenabflüssen wurden überhöhte Werte gemessen. Sogar das stark gewässergefährdende Mittel Diuron taucht wieder in hohen Konzentrationen auf. Die Deutsche Bahn nutzte Diuron bis 1996, um ihre Gleisanlagen von Unkraut frei zu halten. Während dies längst verboten ist, wird es nach wie vor als „Materialschutzmittel“ am Bau eingesetzt. Fest steht: Die einzelnen Substanzen sind giftig. Unklar ist bisher, welche Folgen sie in der Summe haben. „Man weiß bei einzelnen Substanzen, dass die gefundenen Konzentrationen in einen bedenklichen Bereich kommen“, sagt eine Expertin. „Man weiß aber noch sehr wenig, was für Auswirkungen das im Gewässer hat, vor allem auch wie die Organismen auf diesen ganzen Cocktail aus Substanzen reagieren, den wir da aus der Siedlung entlassen.“

Das ist peinlich für die Hersteller der Biozide und deren Kunden, die Bauindustrie. Sie forschen daran, wie sich die Auswaschung der Gifte verzögern lässt. Grundsätzlich aber stellen sie den Einsatz von Bioziden an Fassaden nicht in Frage: „Biozide sind Materialschutzmittel und Material ist wertvoll, insofern sind die Umweltgifte auch ein Teil der Nachhaltigkeit.“ Zumindest für Gewässer ist diese Art Nachhaltigkeit fatal. Die Umweltforscher haben festgestellt, dass vor allem kleine Bäche zeitweise hoch mit Bioziden aus Fassaden belastet sind. Die Forscher finden Dutzende verschiedener Substanzen.

Der Schutz der Fassaden gegen Schimmel- und Algenbefall erfolgt durch die kontrollierte Auswaschung der Biozide. Nach fünf bis sechs Jahren lässt der Effekt merklich nach. An vielen Häusern ist Algenbefall dann mit bloßem Auge zu erkennen, die Graufärbung weißer Fassaden deutet auf Schimmelbildung hin. Ein Schelm, wer bei Betrachtung dieses Zeitraums an die 5-jährige Gewährleistung denkt.

Der Versuch, für ein Wärmedämm-Verbundsystem eine positive CO2-Bilanz vorzurechnen wird spätestens dann aberwitzig, wenn die Betrachtung über den Lebenszyklus des Systems geht. Geradezu irrwitzig wird die Wirtschaftlichkeitsberechnung für einen Zyklus. Der Trick der Rechenkünstler ist immer der gleiche:

  1. Es wird ein mehrfaches an Einsparung versprochen als das, was an Wärmeverlust am betreffenden Bauteil überhaupt auftritt.
  2. Wartungs- und Renovierungskosten werden nicht berücksichtigt.
  3. Als zusätzliche Stellschraube bleibt noch die jährliche prozentuale Erhöhung der Energiekosten; mal hoch, mal niedrig, je nach dem gewünschten gewünschten Ergebnis der Berechnung.

Mit Trick 1 oben lässt sich eine bis zu 16 mal höhere Einsparungen vorgaukeln, als sie selbst nach der u-Wert-Theorie vorhanden ist. Dennoch wird man bei Betrachtung eines Zyklus noch immer weit entfernt von dem Gedanken an Wirtschaftlichkeit sein. Da aber nicht vier mal mehr eingespart, als verbraucht werden kann, sparen wir uns hier alle weiteren Überlegungen zur Wirtschaftlichkeit von Wärmedämm-Verbundsystemen und überlassen es dem Leser, eigene Berechnungen anzustellen.

Gesundheitliche Bedenken

Die Erfahrung zeigt, dass Umweltschutz für viele Bauherren einen hohen Stellenwert hat; insbesondere, wenn es um Maßnahmen geht, die staatlich subventioniert werden. Bei bestimmten Investitionen, die sich angeblich innerhalb von fünf bis sechs Jahren amortisieren, konnte man sowohl etwas für die Umwelt, als auch den eigenen Geldbeutel tun. Wir haben, so hoffen wir, gezeigt, dass beides nicht der Fall ist. Es kommt aber noch schlimmer:

Styropor ist bekanntlich leicht entflammbar und brennt wie Zunder. Ohne entsprechende Behandlung würde das Material nie eine bauaufsichtliche Zulassung erhalten. Styroporplatten enthalten einen weltweit geächteten Stoff: In jedem Kilo stecken circa sieben Gramm des Flammschutzmittels Hexabromcyclododecan (HBCD). Es soll im Brandfall verhindern, dass sich ein Feuer an der Fassade schnell ausbreitet. Doch HBCD gilt als „besonders besorgniserregend“: Es reichert sich in der Natur und in Organismen an und steht u.a. im Verdacht, die Fortpflanzung zu schädigen. Deshalb haben die Vereinten Nationen ein weltweites HBCD-Verbot beschlossen. Noch aber ist es in den meisten Dämmplatten aus Styropor enthalten, da das Verbot dank effektiver Lobbyarbeit in Deutschland erst ab August 2015 in Kraft getreten ist.

Eine ganze Reihe von Fassadenbränden zeigt, dass auch das Gift nur eine beschränkte Wirkung hat. Im Brandfall allerdings wird es für die Bewohner durch die hochgiftigen Ausgasungen des Styropors buchstäblich „brandgefährlich“. Halten Sie den Asbestvergleich am Anfang des Kapitels immer noch für übertrieben?

Wirtschaftlicher Aberwitz

Kommen wir zu den Hauptargumenten gegen den Einsatz von styroporbasierten Wärmedämm-Verbundsystemen an menschlichen Behausungen:

Zur Herstellung eines Kilogramm Styropors werden 5 l Erdöl benötigt. Die technische Lebensdauer einer solchen Fassade wird allgemein mit 25 Jahren angenommen. Statistisch gesehen werden Reparaturen bereits nach 4,8 Jahren erforderlich. Der Kunststoffputz sollte alle zehn Jahre erneuert werden (basierend auf Herstellerangaben). Unter Berücksichtigung des Unterhaltungsaufwands wird sich also der Ressourcenverbrauch und die für die Herstellung erforderliche CO2 Belastung im Lauf der Lebensdauer von 25 Jahren niemals amortisieren, dabei – wohl gemerkt – unterstellen wir bereits eine nicht nachgewiesene Verbesserung des Dämmwerts der Außenwände um 20 %.

Wartungskosten weit höher als die theoretische Energieersparnis

Nahezu apokalyptisch wird es aber, wenn das Wärmedämm-Verbundsystem erneuert werden muss. Das Gemisch aus Kleber, Styropor, Armierung und Kunststoffputz ist nicht recycelbar. Die Suche nach entsprechenden Verfahren wurde eingestellt, weil klar wurde, dass es zu teuer würde. Wie also wird Sondermüll dieser Art entsorgt? Richtig! Er wird verbrannt. Dabei gehen 90 % des ursprünglichen Ressourceneinsatzes verloren. Es sei kurz an die Prospektaussagen der Hersteller erinnert: Umwelt schützen, Klima retten, CO2 Ausstoß senken, ökologisch denken und handeln usw..

Die wenigsten werden die Kosten einer solchen Austauschaktion auf dem Schirm haben. Je nach Hausgröße geht es zu heutigen Preisen um 40.000 € bis 60.000 €. Sie können sich das nicht vorstellen? Nehmen Sie 110 €/m² für die Neuerstellung, 90 € für Abbruch und Entsorgung und Sie sind bereits bei einer kleinen Fassade mit 200 m² inklusive Mehrwertsteuer bei Kosten in Höhe von 47.600 €. In 25 Jahren wird das vermutlich nicht einmal mehr für die Entsorgungskosten reichen.

Dazu Architektur-Professor Bert Bielefeld von der Universität Siegen: „Derzeit bauen wir circa 40 Millionen Quadratmeter Wärmedämm-Verbundsystem pro Jahr in Deutschland ein. Irgendwann, wenn die nächste Generation diese Häuser sanieren muss, haben wir hier ein großes volkswirtschaftliches Problem, weil wir den Sondermüll wieder von den Fassaden herunterbekommen müssen.“

Der Einfluss der Lobbyisten

Der Wahnsinn von Wärmedämm-Verbundsystemen ist ein offenes Geheimnis unter Branchenkennern. Hinter vorgehaltener Hand kritisieren sie den Einfluss von Lobbyisten: Die Vorgaben der Energie-Einsparverordnung kommen vom Deutschen Institut für Normung. Der zuständige Bauausschuss ist personell eng mit der Industrie verflochten. Der Fachbereichsleiter arbeitet gleichzeitig für einen Dämmstoffhersteller; der Verantwortliche für Wärmedämmstoffe ist Leiter des Forschungsinstituts für Wärmeschutz (FIW), einem Lobby-Verein der Dämmstoffindustrie. Beim FIW sitzt wiederum Wolfgang Setzler im Vorstand, er ist gleichzeitig Geschäftsführer des Fachverbandes Wärmedämm-Verbundsysteme.

Ein reines Konjunkturprogramm?

Der Bauphysiker und Energie-Berater Frank Essmann, der selbst an der Energie-Einsparverordnung mitarbeitet, hält das Sanierungsprogramm eher für ein Konjunkturpaket, als für eine Umweltschutzmaßnahme. Es sei wie bei der Abwrackprämie: „Letztlich geht es auch hier ganz klar um wirtschaftliche Interessen und nicht nur um die CO2-Einsparung. Denn wenn man wirklich mal die Gesamtbilanz aufstellt, ist sie nicht so positiv, wie sie immer dargestellt wird.“ Ihre Klimaziele werde die Bundesregierung so nicht erreichen.

Der Politik ist das egal. Sie blendet völlig aus, dass trotz milliardenschwerer Förderung keine messbaren Resultate vorliegen. Im Gegenteil: Die Förderprogramme für die energetische Sanierung verkauft sie als großen Erfolg, auch für die Wirtschaft. Politik und Lobbyisten profitieren gegenseitig voneinander. Das Problem ist nur, sie bewegen sich in einer virtuellen Welt, die sich zunehmend von der Realität entfernt und offenkundig in eine Sackgasse mündet.

Wann Einstufung als Sondermüll?

Die Entsorgung von Wärmedämm-Verbundsystemen erfolgt teilweise über Hausmüll-Deponien, eine nicht unbeträchtliche Menge wird ohne fachgerechte Ausfilterung der Problemgifte verbrannt, und zwar ganz legal. Nur geschätzte 10 % werden „ordnungsgemäß“ in Müllverbrennungsanlagen entsorgt.

Es ist unausweichlich und nur eine Frage der Zeit, bis Wärmedämm-Verbundsysteme auf Styroporbasis als Sondermüll eingestuft und verboten werden. Hier befindet sich die Politik allerdings in einer Zwickmühle. Die bisherige Klimaschutzpolitik wäre infrage gestellt, wenn man zugeben müsste, dass die viel gepriesene und subventionierte Wärmedämmung vielleicht doch nicht der Weisheit letzter Schluss ist. Eine Sondemülleinstufung der Styroporfassaden wäre da das Tüpfelchen auf dem i. Da nicht sein kann, was nicht sein darf, werden wir hierauf wohl noch eine Weile warten müssen.

 

[1] GEWOS-Institut für Stadt-, Regional- und Wohnungsforschung GmbH: Analyse Heizenergieverbrauch bestehender Mehrfamilienhäuser. Hamburg, Nov. (1995).


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