Die Sanitärinstallation
+++ Bemustern Sie die Sanitärausstattung vor Abschluss eines Bau- oder Kaufvertrags! +++ An den Ausstellungen der Branchenriesen führt fast kein Weg vorbei +++ die aktuellen Trends +++ Risiko pur: Bezug über das Internet +++ bestenfalls zweitklassig: Kauf im Baumarkt +++ hält ewig: die aktuellen Rohrsysteme +++ Hände weg von dubiosen online-Bezugsquellen +++
Bemustern geht nicht auf dem Papier
Die Sanitärausstattung Ihres zukünftigen Zuhauses müssen Sie im Original sehen, müssen Sie anfassen und auf sich wirken lassen können. Es ist sträflicher Leichtsinn, einen Kauf- oder Bauvertrag zu unterschreiben und sich dabei auf eine zumeist dürre Baubeschreibung zu verlassen. Häufig wird mit Markennamen bekannter deutscher Hersteller geworben und mit Ausstattungsserien, die normalerweise kein Mensch kennt. Hauptsache beides klingt gut. Beispiel: Eingebaut werden Sanitärgegenstände deutscher Markenhersteller (XY, YZ usw.), Ausstattungsserie (Elegance, Perfekt usw.). Nicht selten versteckt sich dahinter die einfachste und billigste Serie dieser „deutschen Markenhersteller“.
Dabei wäre es so leicht, jeglichen Ärger zu vermeiden:
Bemustern Sie Ihre Sanitärgegenstände, bevor Sie einen Vertrag unterzeichnen. Nehmen Sie die Gegenstände mit den Einzelpreisen in den Vertrag auf. Sie haben dann ein ideales System von Verrechnungspreisen, falls später Änderungen erfolgen sollten. Und legen Sie fest, wie solche Änderungen abgerechnet werden.
Wo bemustern
Es gibt zwar Sanitärfirmen, die eigene Hausausstellungen haben. An den Umfang und die Vielfalt der Ausstellungen der Branchenriesen, wie Richter + Frenzel und die Gienger-Gruppe, reichen sie bei weitem nicht heran. Wer sich also umfassend über die aktuellen Möglichkeiten informieren möchte, kommt um den Besuch einer großen Sanitärausstellung nicht herum.
Wer möchte, kann unverbindlich durch eine Ausstellungen schlendern, um sich ein Bild zu machen. Für eine Bemusterung sollten Sie unbedingt vorher einen Termin vereinbaren.
Die Terminvereinbarung ist deshalb so wichtig, weil die Berater oft Tage und Wochen im voraus ausgebucht sind, speziell für die Samstag-Termine.
So bemustern Sie richtig
Der konventionelle Weg beim schlüsselfertigen Bauen ist eine Beschreibung der vorgesehenen Sanitärgegenstände inkl. Zubehör. D.h. in der Baubeschreibung werden die Sanitärgegenstände und Accessoires mehr oder weniger detailliert beschrieben. Ob etwas fehlt, vor allem welchen Wert die Auflistung hat, ist auf den ersten Blick nicht erkennbar. Eine detaillierte Auflistung mit Einzelpreisen würde ca. 8 bis 12 Seiten umfassen. Sie hat entscheidende Nachteile: Sie knebelt die Bauherren und rückt Abweichungen schnell in den „Sonderwunschbereich“. Zudem wird die Handhabung von Änderungen zeitaufwendig. Eine vollständige Liste kann innerhalb einer normalen Baubeschreibung kaum untergebracht werden. Auch eine Fortschreibung ist kompliziert, da sich Einzelpreise im Sanitärbereich kurzfristig ändern können.
Eine faire Lösung
In der Baubeschreibung wird der Wert des Sanitärgegenstands inkl. Zubehör ausgewiesen. Sie können dann aussuchen, was immer Sie wollen. Das kann die günstige Hausmarke des Sanitärgroßhändlers sein, aber auch ein edles Designerstück. Sie können Zubehör weglassen, aber auch zusätzliches ordern. Das was Sie ausgesucht haben wird letztlich dem Betrag in der Baubeschreibung gegenübergestellt.
Am Ende wird die Summe der ausgesuchten Gegenstände mit der Summe gemäß Baubeschreibung verglichen und nur die sich ergebende Differenz – ob als Gutschrift oder als Mehrpreis – wird abgerechnet, idealerweise direkt und ohne Zusatzkosten mit der ausführenden Installationsfirma.
Dies hat folgende Vorteile:
- Sie wissen bereits bei der Bemusterung, was im Budget enthalten ist und was nicht.
- Die berüchtigten „Sonderwunschzuschläge“ entfallen.
- Sie haben die größtmögliche Freiheit bei der Auswahl Ihrer Sanitärgegenstände und des Zubehörs.
- Sie können auch eigenes Zubehör mit einbringen bzw. später nachrüsten.
- Die Handhabung ist einfach und transparent.
Wichtig für die Abwicklung: Preisbasis sollten die Herstellerlistenpreise sein. Andere Preise werden Sie ohnehin nicht erfahren. Sie würden Ihnen auch wenig nützen. Die Rabatte, die der einzelne Handwerker erhält, sind ein gut gehütetes Geheimnis. Nur so ist eine seriöse Handhabung möglich, ohne dass einer der Beteiligten übervorteilt wird. Dass Herstellerlistenpreise teilweise Mondpreise sind, ist ein eigenes Thema, auf das wir noch im Detail eingehen werden. Tatsache bleibt, dass es kaum einen anderen objektiven Preismaßstab gibt.
Die Listenpreise sollten sowohl bei Gutschriften wie bei Mehrleistungen gelten. Über die Summe aller Sanitärgegenstände eines Bauvorhabens tritt ein gewisser Egalisierungseffekt ein. Am Ende entstehen so oft Mehr- oder Minderkosten, die nur unwesentlich zu Buche schlagen. Es sollte aber auch nicht übersehen werden: Wenn Sie bei Ihrer Sanitärausstattung überall den letzten Schrei wollen, eine ausgefallene Designerkollektion wählen oder sündteure Badmöbel mit bestellen, kann das natürlich gewaltig ins Geld gehen. In so einem Fall lässt sich mit der Installationsfirma meist über einen Sonderrabatt reden.
Es ist gängige Praxis und durchaus angemessen, den Herstellerlistenpreis für die Gutschrift eines entfallenden Sanitärgegenstandes, aber auch für den Mehrpreis eines zusätzlichen Sanitärgegenstands heranzuziehen, ggf. ist das Anschluss-Set (die Rohinstallation) gesondert zu berücksichtigen. Der Herstellerrabatt, den der Installateur erhält, kann so als Gegenwert für die Montagekosten betrachtet werden, eine Regelung die durchaus bauherrenfreundlich ist.
Immer wieder problematisch ist es, wenn Bauherren Sanitärgegenstände selbst organisieren.
Bitte erwarten Sie nicht, dass der Installateur Sanitärgegenstände montiert, die Sie im Baumarkt, im Internet oder Gott weiß sonst wo bezogen haben. Er wird dies – aus guten Gründen – bestenfalls auf einer erhöhten Stundenbasis und ohne jede Gewährleistung tun. Näheres hierzu finden Sie weiter unten.
Missverständnisse vermeiden
Die Sanitärbemusterung erfolgt über den Großhandel. Dabei kommt es nicht selten zu Missverständnissen:
Der Großhandel beliefert ausschließlich Handwerksfirmen, keine Endkunden. Wenn Preise aufgeführt sind, handelt es sich immer um Herstellerlistenpreise. Natürlich erhalten die Handwerker auf diese Preise ihre Rabatte. Wie viel das ist, ist ein streng gehütetes Geheimnis. Die Handwerkerrabatte sind durchaus unterschiedlich, abhängig vom Umsatz, den der Handwerker beim jeweiligen Großhändler macht, vom einzelnen Produkt und nicht zuletzt vom Verhandlungsgeschick der Beteiligten.
Die Gedanken vieler Bauherren kreisen oft um diese Rabatte. Die verständliche Idee ist, hiervon selbst zu profitieren. Vergessen wird meist, dass Rabatte in der Preisgestaltung der Handwerker bereits berücksichtigt sind. Eben dies ist eine Quelle ewiger Missverständnisse. Vergessen wird gerne, dass die Firmen zum einen ihre eigenen Kosten decken, zum anderen auch Geld verdienen müssen. Die Kosten sind nicht gedeckt, wenn Ware eins zu eins weiter gereicht wird. Die Gretchen-Frage, ab wann eine Kostendeckung erreicht ist, wollen und können wir hier nicht beantworten. Wie der Handwerker seine Kostendeckung erreicht ist letztlich auch unerheblich.
Beispiel:
Material € 500,– + Montage € 500,– = € 1.000,–
Material € 400,– + Montage € 600,– = € 1.000,–
Material € 600,– + Montage € 400,– = € 1.000,–
Speziell im Sanitärbereich wird bei der Abrechnung von Änderungen mit Brutto- und Nettopreisen oft Schindluder getrieben.
Beispiel: Abrechnung der Gutschrift auf Nettobasis, der Änderung auf Bruttobasis.
Dies kann bei Änderungen trotz einer gleichbleibenden Qualität zu satten Aufpreisen führen.
Die Abwicklung der Sanitärgegenstände aus einer Hand, sei es den Schlüsselfertig-Anbieter oder den Handwerker, bietet eine Reihe von Vorteilen, die auf Anhieb oft übersehen werden:
- Kein Transportrisiko
- Kein Bereitstellungsrisiko
- Kein Risiko eines Transportschadens
- Kein Risiko einer Zeitverzögerung
- Möglichkeit, kurzfristig umzudisponieren
- Schneller Service
- Fachberatung
- Volle Gewährleistung aus einer Hand
Beratung, Service und Gewährleistung sind unschätzbare Vorteile. Wenn Sie bedenken, dass die Kosten bei Abwicklung über Fachhandel und Fachfirma unter dem Strich in aller Regel nicht höher sind, sollten Sie sich die Alternativen gut überlegen.
Bezug über Internet
Die meisten müssen beim Hausbau an die Kosten denken. Vergleicht man die Listenpreise in den Ausstellungen mit den Preisen, die im Internet aufgerufen werden, stellt man ziemliche Unterschiede fest. Das hält so mancher für eine gute Idee, um einiges an Kosten zu sparen. Man kauft seine Sanitärgegenstände über das Internet und lässt die Gegenstände vom Sanitärinstallateur einbauen oder versucht den Einbau selbst.
Die Internetpreise für die Hauptgegenstände (z.B. das reine Waschbecken) liegen ca. 50%, manchmal sogar 60% niedriger als die Herstellerempfehlungen.
Wenn Sie Ihre Sanitärinstallation auf diese Weise abwickeln möchten und nicht gleichzeitig technisch und organisatorisch hoch begabt sind, ist das Unterfangen nicht sonderlich aussichtsreich.
Wenn Sie Sanitärgegenstände über Internet oder Baumarkt einkaufen, von einem Dritten einbauen lassen oder selbst einbauen, geht das in den meisten Fällen schief. Die Ersparnis wird am Ende geringer ausfallen, als erwartet. Nicht selten kommt es neben dem fast unvermeidlichen Ärger sogar zu Mehrkosten.
In der Regel wird eine komplette Vorauszahlung verlangt. Dies eröffnet gute Chancen auf einen Totalverlust. Oft kommt Ware beschädigt an oder es fehlen Teile. Eigentlich ist die Lieferung fast immer unvollständig, da der Kunde als Laie nicht weiß, was er alles an Zubehör mitbestellen muss. Auch hier wiederum die Preisfalle Zubehör, die schnell jeden Kostenvorteil zunichte machen kann.
Lohnt es sich wirklich wegen ein paar Euro potentieller Minderkosten, den vorprogrammierten Stress und Ärger auf sich zu nehmen?
Was den Einbau einzelner selbstbezogene Sanitärgegenständen angeht, lässt ein Sanitärinstallateur eventuell mit sich reden. Meist wird er aber streiken, wenn Sie beabsichtigen, die gesamten Gegenstände vom Baumarkt oder über das Internet zu beziehen und durch ihn einbauen zu lassen.
Er tut dies aus gutem Grund, denn er weiß, was auf ihn zukommt. In der Regel wird er jede Gewährleistung ablehnen und oft einen Einbau nur auf Stundenbasis akzeptieren. Speziell Baumarktzubehör der unteren Preiskategorie ist gelegentlich nicht normgerecht und eher auf den Hobbybastler als den Profi ausgelegt. Der Einbau kann daher gehörig ins Geld gehen.
Einkauf im Baumarkt
Wer am Samstag feststellt, dass ihm eine bestimmte Schraube oder ein spezielles Teil für eine Bastelarbeit fehlt, wird froh sein, einen Baumarkt in der Nähe zu haben. Ein professioneller Handwerker wird kaum im Baumarkt einkaufen. Unter anderem wäre es ihm einfach zu teuer. Denken Sie daran, dass auch Sie bei einem Hausbau in einer Art Großabnehmer-Situation sind. Für diese ist ein Baumarkt weniger geeignet. Das gilt uneingeschränkt für die Sanitärausstattung eines Neubauvorhabens.
Auch die Sanitärgegenstände im Baumarkt sind großenteils Markenprodukte (z.B. Villeroy & Boch). Manchmal handelt es sich aber um Auslandsfabrikate, die für den Deutschen Markt von den Herstellern nicht zugelassen und im Fachhandel auch nicht zu finden sind. Bei Armaturen kann das so weit gehen, dass das Innenleben ein völlig anderes ist. Um ein Ersatzteil für Ihre „deutsche Markengarnitur“ zu bekommen, müssen Sie dann vielleicht im polnischen oder tschechischen Internet googeln.
Der ganz große Pferdefuß aber: Auch wenn die Hauptgegenstände billig angeboten werden, wird das komplette Zubehör (und das macht oft wesentlich mehr aus) zum Listenpreis des Herstellers verkauft. Nicht selten sitzt der Bauherr dann am Ende auf Mehrkosten und hat dennoch nur Sanitärgegenstände zweiter Wahl – vom Ärger und Stress ganz zu schweigen!
Das Rohrsystem
die möglichen Ausführungsvarianten sind:
- Edelstahl
- Alu-Verbundwerkstoffe
- Kunststoff
- verzinkter Stahl
Nähere Ausführungen finden Sie im technischen Teil. Der Trend geht eindeutig zu Edelstahl- und Alu-Verbundrohren.
Häufig taucht die Frage auf, was denn besser sei. Bis zu 80 % aller Fachleute werden Ihnen hierauf Alu-Verbundrohre empfehlen, der Rest Edelstahlrohre.
Alu-Verbundrohre sind in der Regel innen mit lebensmittelechtem Kunststoff ausgekleidet, außen mit schlagzähem Material beschichtet. Über die Langlebigkeit von Aluminium (absolut rostfrei) muss nicht gesprochen werden. Alu-Verbundrohre sind aktueller Stand der Technik.
Früher war der Einsatz verzinkter Rohre Stand der Technik. Verzinkte Rohre bilden in den ersten sechs bis neun Monaten des Betriebs eine Art Schutzschicht. Bei ungeeigneter Wasserqualität kann diese Schutzschicht nicht gebildet werden und es kann in kurzer Zeit zu Beschädigungen kommen. Bei Verwendung von Edelstahlrohren wird dieses Problem stark verringert. Was jedoch häufig übersehen wird ist, dass auch bei Edelstahlrohren Korrosion möglich ist. Wir empfehlen daher Alu-Verbundrohre einbauen zu lassen. Von der „schicken Edelstahl-Optik“ haben Sie ohnehin nichts, da zur Vermeidung von Schwitzwasserbildung auch freiliegende Kaltwasserrohre wärmegedämmt werden (sollten).
Für die Verlegung der Rohre ist spezielles Verpress-Werkzeug erforderlich. Da dieses Werkzeug relativ teuer ist, lohnt sich die Anschaffung nur für Betriebe, die häufig oder ständig mit diesem Material arbeiten. Ein Bezug ist nur über den Fachhandel möglich. Trotz der weiten Verbreitung sind die Rohre dem Laien in der Regel unbekannt, da kein Vertrieb über Bau- oder Fachmärkte erfolgt.
Es gibt Firmen, die die relativ hohen Anschaffungskosten für das Verpress-Werkzeug[1] scheuen und auf Alternativprodukte zurückgreifen. Soweit es sich um Markenhersteller handelt, ist dies ein Indiz, dass das Produkt gleichwertig ist. Namhafte Hersteller sind: Geberit, Pipelife, Kekelit, Rehau und Tece.
[1] Firmen- und Vertriebspolitik von Herstellern wird hier nicht kommentiert