Optimale Grundrissgestaltung
+++ der ideale Weg zum optimalen Grundriss +++ Grundregeln der Grundrissarchitektur .+++ Häufig gemachte Fehler +++ Hände weg von billiger Planungssoftware +++ so beteiligen Sie sich sinnvoll am Planungsprozess +++ entwickeln Sie eigene Vorstellungen und lernen Sie, diese zu artikulieren +++ profitieren Sie von einem genialen Planungssystem +++ lernen Sie Grundrisse zu „lesen“ +++ Lassen Sie sich von hunderten Grundrissen auf dieser Webseite inspirieren +++
Die Reihenfolge der Beiträge und die gesetzten Prioritäten folgen dem Gestaltungsgrundsatz des Form Follows Function, wonach sich die Form, die Gestaltung von Dingen aus ihrer Funktion, ihrem Nutzungszweck ableiten sollte. Zur Erinnerung: Wir haben uns zunächst gefragt, ob wir mit oder ohne Keller bauen wollen. Wir haben überlegt, welcher Baukörper auf unserem Grundstück realisierbar ist. Auf Grundlage dieser beiden Voraussetzungen wollen wir mit der Grundrissgestaltung nun die Funktion des geplanten Gebäudes festlegen. Erst danach befassen wir uns näher mit dem Design, der äußeren Gestaltung.
Natürlich ist auch das genaue Gegenteil möglich. Wenn nämlich die äußere Gestaltung im Vordergrund steht, der sich alles Übrige unterzuordnen hat. Im Bereich der Architektenhäuser wird das sogar häufiger praktiziert. Das hat Vorteile für den planenden Architekten, der von dem Wiedererkennungswert seiner Häuser profitiert; für die Bauherren hat das fast nur Nachteile.
Wenn von außen nach innen geplant wird, geht viel Lockerheit und Kreativität verloren, was den Raumzuschnitten und den Proportionen dann meist anzumerken ist. Spötter sprechen von einem „Patentrezept für verkorkste Grundrisse“. Nicht nur in der Natur, auch in der Architektur ermöglicht die ideale Funktion – oft scheinbar ganz von selbst – auch eine ideale Gestaltung.
Fast jeder, der sich mit Hausbaugedanken trägt, versucht sich irgendwann an Grundrissskizzen. Angehörige bestimmter technischer Berufe können dabei ausgesprochenen Ehrgeiz entwickeln. Der Haken ist nur, dass ohne entsprechendes Werkzeug (das ist heutzutage ein CAD-Programm, das rund 10.000 € kostet und einige Monate Einarbeitungszeit erfordert) und ohne einschlägige Kenntnisse keine wirklich brauchbare Planung möglich ist. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass selbst Architekturabsolventen nach sechs Jahren Studium noch längst keine Experten in der Planung von Einfamilienhäusern waren. Dieses Kapitel soll Sie deshalb auch nicht zum Freizeitarchitekten machen. Es soll Ihnen helfen, Ihre eigenen Vorstellungen zu entwickeln und diese zu artikulieren. Jenseits aller grauen Theorie bieten wir Ihnen wiederum einen Königsweg, der sich als besonders effizient erwiesen hat.
Wir haben vor einiger Zeit ein System entwickelt, mit dem sich Planungen ohne die typischen Datenbank-Kategorien archivieren lassen. Die Idee war, nicht Zahlen, sondern das grundsätzliche Konzept, sozusagen die Seele des Hauses zu erfassen. Im Lauf der Zeit hat sich herausgestellt, dass dieses Erfassungsschema auch ideal als Lösungsschema zu verwenden ist.
Wir beginnen dabei mit der grundsätzlichen Funktion des Hauses, d.h. mit der Lage des Funktionsraums schlechthin, der Küche. Im ersten Schritt geht es rein um die Lage, noch nicht um Proportionen oder Zuordnungen.
Entsprechend den Gegebenheiten des Grundstücks oder spezifischer Wünsche, wird der mögliche Baukörper nicht jede Küchenanordnung zulassen. Wir prüfen daher in der Reihenfolge der optimalen Anordnung zunächst was möglich ist. Dabei legen wir folgende Theorie über die Reihenfolge der optimalen Anordnung zugrunde. Am besten bzw. nächstbesten wäre demnach die Lage der Küche im:
- Südosten
- Nordosten
- Nordwesten
Beispiel: Manche Bauherren möchten die Küche so angeordnet haben, dass sie einen Blick auf die Straße haben, etwa um zu sehen, wer an der Haustür klingelt oder um die Kinder im Blick zu haben. Möglichkeit 1 (Südosten) würde entfallen. Wenn jetzt im Osten eine Garage geplant wäre und die Belichtungssituation hier nicht optimal ausfallen würde, sollte die Wahl auf eine Küchenanordnung im Nordwesten fallen. Die logische Weiterentwicklung wäre: ein Essbereich im Südwesten mit Wohnzimmer im Süden/Südosten bzw. ein Wohn-/Esszimmer im Süden.
Bei komplexeren Grundrissen sollte die Küche dem Optimum nächstmöglich liegen.
Beispiel: Wenn Schlafräume im Osttrakt des Erdgeschosses vorgesehen sind, könnte die Küche direkt neben dem „Optimum Südosten“, also im Süden angeordnet werden.
Wenn die Entscheidung über die Küchenanordnung einmal getroffen wurde, ergibt sich die Anordnung der restlichen Räume fast wie von selbst. Also neben der Küche, beispielsweise im Süden das Esszimmer, anschließend im Südwesten das Wohnzimmer.
Nun verbleiben noch zwei weitere Fragen: 1. Soll im Erdgeschoss noch ein oder mehrere weitere Räume untergebracht werden und wenn ja, mit welcher Funktion? Zum Beispiel Arbeitszimmer, Gästezimmer Schlafzimmer (inklusive Bad/Duschbad) 2. Lage und Art der Treppe?
Ist die Küchen-und Treppenfrage beantwortet, ergibt sich die Lage des zusätzlichen Raums wiederum fast von alleine.
Neben dem Standort der Küche sind Art und Lage der Treppe für die Grundrissarchitektur entscheidend. Oft ist bei einem Grundriss, der „nicht funktioniert“, nur eine Änderung der Treppe erforderlich und schon lösen sich alle Probleme in nichts auf.
Wer sich selbst mit Grundrissarchitektur beschäftigen will, muss die wichtigsten Grundkenntnisse über Treppen haben. Sonst läuft er Gefahr, den schönsten Grundriss zurecht zu schneidern, um am Ende feststellen zu müssen, dass eine Umsetzung an der Treppe scheitert. Keller- und Obergeschosstreppen sind einfacher zu handhaben, als Dachgeschosstreppen. Bei der Dachgeschosstreppe ist die Kopf- bzw. Durchgangshöhe von mindestens 2 m zu beachten. Selbst Profis haben damit immer wieder ihre liebe Not. Nicht selten wird erst bei der Werkplanung festgestellt, dass es mit der Durchgangshöhe hapert. Wenn es nur um wenige Zentimeter geht, reicht meist ein Verschieben des Antritts. Sind die Probleme gravierender, muss der komplette Grundriss überarbeitet werden. Es lohnt sich für jeden Bauherrn eines Einfamilienhauses, aber auch für Käufer von Reihen- oder Doppelhäusern, sich die notwendigen Kenntnisse über Treppen anzueignen.
Bei Privathäusern muss eine Treppe eine nutzbare Mindestbreite von 80 cm haben. Ein Auftritt muss in Wohngeschossen eine Breite von mindestens 24 cm haben (dann muss er um 2 cm überlappen). Bei Kellertreppen sind es 2 cm weniger, also 22 cm + 2 cm. Daneben gibt es noch ein Steigungsverhältnis, das mindestens einzuhalten ist. Wir werden später noch darauf eingehen.
Die Laufbreite bzw. das Steigungsverhältnis hat wesentlichen Einfluss darauf, wie bequem die Treppe später zu begehen ist und ob Sie eine Chance haben, Ihre Möbel überhaupt nach oben zu transportieren. Eine Laufbreite von 1 m (Minimum bei öffentlichen Gebäuden) und eine Auftrittsbreite von 26 cm gilt als akzeptabel. Auch bei Kellertreppen sollte man sie nicht unterschreiten. Wenn Sie einmal eine Kellertreppe mit 24 cm Trittbreite und nur 14 Stufen begangen haben, wissen Sie warum. Dennoch sind die Treppendimensionen bei manchen Kataloghäusern am untersten Ende der möglichen Skala angesiedelt. Bei großen Häusern würde das anhand der Proportionen sofort auffallen. Bei sehr kleinen Häusern fällt das weniger auf; die Proportionen können sogar harmonisch wirken. Manche dieser Grundrisse – typisch für bestimmte Kataloghäuser – würden mit einer normalen Treppe nicht funktionieren.
Gerade Treppenstufen sind leichter zu begehen als gewendelte. In der Treppenmitte gibt es prinzipiell keinen Unterschied. Von der Kopfhöhe abgesehen, hat die gewendelte Treppe sogar Vorteile. Eine steile gerade Treppe ist wesentlich unkomfortabler als eine flache gewendelte Treppe. Liegt eine gerade Treppe nicht innerhalb eines Wohnraums hat sie den größten Platzverbrauch aller Treppenformen. Die halbgewendelten Treppe hat mit ca. 5,2 m² den geringsten Platzbedarf. Eine viertelgewendelte Treppe kann so angeordnet werden, dass mit nur ca. 2 m² Platzbedarf im Ober- oder Dachgeschoss vier Räume erschlossen werden können. Welche Treppe also sinnvollerweise gewählt wird, hängt vom Raumprogramm und vom Hauskonzept ab. Nicht nur für Laien ist das eine der wichtigsten Festlegungen bei der Planung eines Hauses.
Vielen Bauherren macht es Spaß, sich mit dem Zeichnen von Grundrissen zu beschäftigen. Und so mancher zeigt hier durchaus Talent. Umso wichtiger ist das Know-how über Treppen. Nicht selten reifen Grundrisse über Monate bis sie im Detail ausgetüftelt sind. Umso größer ist dann die Enttäuschung, wenn ein Profi einen Blick auf das Werk wirft und feststellen muss, dass „der Grundriss so nicht funktioniert“. Die Entschuldigung, man habe natürlich nicht gewusst, wie breit und wie lange so eine Treppe sein muss, ist wenig überzeugend. Mit entsprechendem Wissen hätte man sich viel Zeit und Arbeit ersparen können.
Wenn Sie sich mit der Materie näher auseinandersetzen wollen, sollten Sie Grundrisse studieren. Man kann sie sogar buchstäblich „lesen“, also nachvollziehen, was sich der Planer gedacht hat (zumindest hoffentlich) und welche Vorstellungen er versucht hat, umzusetzen.
Ohne Grundkenntnisse sind Sie den „Experten“ mehr oder weniger ausgeliefert. Sie müssen glauben, was das vermeintlich beste für Sie ist. Besser wäre es aber, wenn Sie das selbst wüßten.
Wenn Sie über gewisse Basiskenntnisse verfügen, und wir werden Ihnen diese hier vermitteln, können sich alle späteren Bewohner am Grundrissentwurf und dessen Feinschliff beteiligen und eigene Ideen einbringen. Es geht hier wohlgemerkt nicht um bautechnische Perfektion. Die werden Sie ohnehin nicht schaffen, denn dazu gehören weiterreichende Fachkenntnisse über Statik, Haustechnik und eine Reihe öffentlich-rechtlicher Bestimmungen. Es geht darum, Ihnen das Rüstzeug an die Hand zu geben, damit Sie Ihre Vorstellungen selbst ausdrücken können. Sie sollten aber auch in der Lage sein zu überprüfen, inwieweit der Planer Ihre Vorstellungen und Wünsche umsetzen konnte.
Denken Sie immer daran: Sie sind der Bauherr, Sie zahlen und schaffen an. Aber noch wichtiger: Sie müssen damit leben. Während Ihr Planer einen Fehler achselzuckend als Missverständnis abtut und sich der nächsten Aufgabe zuwendet, ärgern Sie sich vielleicht jeden Morgen beim Aufstehen darüber, dass Ihre Schlafzimmertüre nicht richtig aufgeht und an den Kleiderschrank stößt. Behalten Sie im Hinterkopf, dass bis zu 50 % aller Mängel am Bau auf Planungsfehler zurückgehen. Wenn Sie das tun, werden Sie die Notwendigkeit einer „fachgerechten“ Planung kaum infrage stellen.
Je mehr Grundrisse Sie „studieren“, desto mehr Sicherheit werden Sie erhalten. Ihre eigenen Vorstellungen und Wünsche werden sich dabei weiterentwickeln, ebenso Ihre Fähigkeit, sie umzusetzen und zu artikulieren.
Wenn Bauherren mit ihrem Planer unzufrieden sind, wird an erster Stelle folgende Beschwerde genannt: Er hat nicht richtig zugehört. Meist gibt es jedoch zwei Seiten der Medaille. Viele Planer wissen schon, bevor ihr Bauherr ausgeredet hat, was für ihn das beste ist. Viele Bauherren wissen umgekehrt nicht oder noch nicht genau, was sie eigentlich wollen oder ändern ihre Vorstellungen noch in der Entstehungsphase des Entwurfs. Wird das Ergebnis dann präsentiert, ist die Enttäuschung vorprogrammiert. Wenn es dazu noch relativ lange dauert, bis der Planer die besprochenen Vorstellungen umgesetzt hat, kann sich der gesamte Prozess vom ersten Entwurf bis zur fertigen Planung unerträglich in die Länge ziehen, und im ungünstigsten Fall in eine Art Endlosschleife münden. Es kommt dann häufig zum Zerwürfnis mit dem Planer. Ist ein Architektenvertrag abgeschlossen, kann das unangenehme finanzielle Folgen haben. Je besser daher Ihre eigenen Kenntnisse sind, und je genauer Sie wissen, was Sie wollen, desto mehr sind Sie dagegen gefeit.
So beteiligen Sie sich selber am Planungsprozess. Früher zeichneten angehende Bauherren auf Millimeterpapier. Das gibt es natürlich noch heute. Im Computerzeitalter wird allerdings Software bevorzugt. Pseudoprofessionelle Planungssoftware für kaum mehr als 20 € verspricht generell viel mehr, als sie zu halten imstande ist. Grundsätzlich wird aber fast jede Art von Software für Planungszwecke „missbraucht“; selbst Grundrisse, die in Excel erstellt wurden, sind schon gesichtet worden.
Auch Profis arbeiten in einem frühen Planungsstadium mit Werkzeugen, die billig und überall erhältlich sind, nämlich mit Konzeptpapier (ähnlich dem gewöhnlichen Butterbrot-Papier) und einem Bleistift mit dicker Mine, bekannt als 6B-Bleistift. Dieses Verfahren hat unschätzbare Vorteile: Sie können dabei in gewisser Weise wie mit professioneller Planungssoftware arbeiten, wobei die Ungenauigkeiten des Verfahrens im Entwurfsstadium keine Rolle spielen.
Zum Einstieg gibt es mehrere Möglichkeiten. Ein Maßstab größer als 1:100 macht keinen Sinn. Die ersten Grundrisse können freihändig skizziert werden, mithilfe eines Lineals oder karierten Papiers. Sie können aber auch einen Grundriss, der Ihnen gefällt, einfach kopieren, indem Sie ihn auf dem Konzeptpapier nachzeichnen. Spätere Änderungen können Sie vornehmen, indem Sie ein neues Stück Transparentpapier darüber legen und so beispielsweise die Treppe und bestimmte Räume nachzeichnen und nur die Änderungen neu erstellen.
Sie brauchen kein Genie zu sein, Sie müssen sich nur von der Vorstellung befreien, Sie könnten das nicht. Wenn Sie einem Kind Papier und Stifte in die Hand drücken, werden Sie nicht erleben, dass es behauptet, es könne das nicht.
Erwachsene haben zu sehr gelernt, Ängste zu entwickeln. Man könnte sich blamieren, es könnte nicht perfekt genug sein usw.. Genau darum geht es aber in diesem Stadium nicht. Perfektion ist nicht das Ziel, es sollen lediglich die grundsätzlichen Vorstellungen zu Papier gebracht werden. Das kann auch jeder Erwachsene. Ein wenig Herumprobieren führt schnell zur ersten Erfolgserlebnissen. Sie werden sehen, es lohnt sich und es kann sogar richtig Spaß machen.
Wir müssen hier jedoch wieder vor Missverständnissen warnen: Es geht nicht darum, dass Sie selbst eine fix und fertige Eingabe- oder gar Werkplanung erstellen. Es geht um den kreativen Prozess, der sich im Idealfall in einem Gedankenaustausch zwischen Bauherr und Planer abspielt. Einfühlsame Planer werden Ihre Vorstellungen moderieren, hier und da nach Ihren Motiven fragen und Sie beraten. Sie werden letztendlich Ihre Vorstellungen bautechnisch so umsetzen, dass ein für Sie persönlich perfektes Planungskonzept herauskommt.
Perfektion ist dabei immer nur eine Momentaufnahme. Vorstellungen ändern sich. Wer genügend Zeit hat darüber nachzudenken, wird diese immer wieder revidieren. Da der Planungsprozess aber insofern endlich ist, als mit dem Bau begonnen werden muss, gilt es, rechtzeitig einen bestmöglichen Kompromiss zu finden und dann möglichst keine Änderungen mehr vorzunehmen. Das wird leider viel zu selten beherzigt. Oft ziehen sich Planungsprozesse bis weit in das Baugeschehen hinein. Noch im Rohbau werden dann Wände wieder abgerissen und an anderer Stelle neue errichtet. Damit wird natürlich die Kosten- und Terminsicherheit eines jeden Bauvorhabens gefährdet.
Sie finden auf dieser Webseite Hunderte von Grundrissbeispielen. Sie sind herzlich eingeladen, mit ihnen nach Lust und Laune zu experimentieren. Es würde uns freuen, wenn wir Ihnen damit die eine oder andere Idee liefern könnten und Sie damit Ihrem Traumhaus ein Stück näher kommen.